Ich folge deinem Schatten by Mary Higgins Clark

Ich folge deinem Schatten by Mary Higgins Clark

Autor:Mary Higgins Clark [Clark, Mary Higgins]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-02-24T00:00:00+00:00


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Kevin Wilson wohnte in einer möblierten Mietwohnung in TriBeCa, der Gegend südlich des Greenwich Village, in der früher hauptsächlich Industriebauten und Druckereien ansässig gewesen waren. Er hatte ein geräumiges Loft, das im Grunde aus einem offenen Raum bestand, in den eine Küche mit einer gut ausgestatteten Bar, ein Wohnzimmer und eine Bibliothek integriert waren. Die Möbel waren höchst modern, im angrenzenden Studio allerdings fanden sich ein großes Ledersofa sowie zwei entsprechende Sessel mit Kissen. Das Schlafzimmer war relativ klein, weil der Besitzer eine Wand eingezogen hatte, um ein voll eingerichtetes Fitnessstudio unterzubringen. Ein übergroßes Eckzimmer diente ihm als Büro. Die großen Fenster in jedem Raum sorgten dafür, dass von morgens bis abends die Sonne hereinfiel.

Kevin war froh gewesen, die Wohnung mieten zu können, und hatte vor kurzem ein Kaufangebot abgegeben. Er hegte auch bereits Pläne für mögliche Umbaumaßnahmen – er stellte sich vor, den Fitnessraum so weit zu verkleinern, dass nur noch einige wenige Geräte Platz darin fanden, dafür das Schlaf- und Badezimmer entsprechend zu erweitern und aus dem Eckzimmer zwei Gästezimmer mit einem gemeinsamen, größeren Bad zu machen.

Unter den Möbeln wählte er bereits diejenigen aus, die er behalten wollte. Den Rest wollte er wohltätigen Organisationen vermachen. Seine Mutter hatte kürzlich zu ihm gesagt, er würde anfangen, Nestchen zu bauen. »Du bist der Letzte aus deinem Freundeskreis, der noch Single ist«, erinnerte sie ihn regelmäßig. »Es ist höchste Zeit, dass du dir endlich einmal ein nettes Mädchen suchst und heiratest.« Seit kurzem ging sie sogar noch einen Schritt weiter. »Mittlerweile geben alle meine Freundinnen mit ihren Enkelkindern an«, beschwerte sie sich.

Nach dem Essen mit seiner Mutter war er sofort nach Hause gefahren. Er hatte gut geschlafen und war wie gewöhnlich um sechs Uhr morgens aufgewacht. Nach Frühstücksflocken, Saft und Kaffee und einem schnellen Blick auf die Titelseite des Wall Street Journal und der Post folgte eine Stunde Work-out im Fitnessraum. Er sah sich die Morgennachrichten an, bekam einen Teil der Sendung Today mit, in der irgendein Rechtsexperte die Meinung kundtat, Alexandra Morelands Verhaftung würde unmittelbar bevorstehen.

Mein Gott, dachte sich Kevin, war das wirklich möglich? Erneut spürte er das Kribbeln, das er schon wahrgenommen hatte, als sich ihre Schultern gestreift hatten. Wenn die Central-Park-Fotos nicht manipuliert sind, dann tickt sie nicht ganz richtig, musste er sich zu seinem Bedauern eingestehen.

Trotzdem wollte ihm ihr Gesicht nicht aus dem Sinn, als er duschte und sich anzog. In ihren so schönen, so ausdrucksstarken Augen hatte so große Trauer gelegen. Es war keine große Kunst, ihren Schmerz und ihr Leid wahrzunehmen. Louise hatte ursprünglich bei Moreland Interiors angerufen und Zan dazu eingeladen, sich für die Gestaltung der Musterwohnungen zu bewerben. Seltsamerweise waren sie sich dann erst begegnet, als Zan ihre Entwürfe abgegeben hatte. Sie hatte sie persönlich vorbeigebracht. Bartley Longe dagegen war von seinem Assistenten begleitet worden, der ihm seine Entwürfe getragen hatte.

Auch ein Grund, warum ich den Typen nicht mag, dachte Kevin. Longe hatte etwas Anmaßendes an sich. »Ich freue mich bereits darauf, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, Kevin« – als hätte er den Auftrag schon sicher in der Tasche.



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